Wortbildung (Morphologie) Im Deutschen werden die Wörter aus einzelnen Bausteinen zusammengesetzt. Die Lehre davon, wie dies funktioniert, heißt Wortbildungslehre oder Morphologie. Wichtigster Bestandteil eines Wortes ist der Wortstamm. Man findet ihn, indem man -- ein Tätigkeitswort (Verb) -- in der Gegenwart (Präsens) -- in der Grundform (Infinitiv) nimmt und -- Vor- und Nachsilben weglässt. Bespiel: verloren --> ver- lier-en --> lier. Es gibt kein Wort ohne Wortstamm, wohl aber Wörter, die nur aus einem Wortstamm bestehen: Haus, Ruf. Einfache Wörter bestehen aus einem Wortstamm und eventuell noch Vor- und Nachsilben; zusammengesetzte Wörter (Komposita) haben mindestens zwei Wortstämme und ebenfalls möglicherweise noch Vor- und Nachsilben. Wortstämme sowie Vor- und Nachsilben sind auch wichtige Grundbausteine für Kürzungen in der Punktschrift. Alle Wörter, welche den selben Wortstamm haben, werden auch gleich geschrieben. Diese Regel nennt man das etymologische Prinzip. Beispiel: baden – das Bad; (aber: das Rad - der Rat, weil beide Wörter zwar gleich gesprochen werden, aber unterschiedliche Bedeutung haben.) Zu einer Wortfamilie gehören alle Wörter, welche vom selben Wortstamm abgeleitet sind. Um die Möglichkeiten zur Wortbildung noch zu erweitern, kann man einen Wortstamm umlauten. Unter Umlautung versteht man den Austausch des Vokals im Wortstamm. Beispiel: binden – Band – Bündnis – Bänder – Bund. Die Umlautung taucht regelmäßig auf -- bei der Vergangenheitsform der starken Verben (trinken – trank – getrunken) -- bei der Steigerung von Eigenschaftswörtern (lang – länger – am längsten) -- bei Verkleinerungsformen (Kalb – Kälbchen) sowie innerhalb der Wortfamilie (siehe oben). Bei den Vorsilben unterscheidet man die echten und die unechten. Echte Vorsilben sind immer am Wortstamm und nicht abtrennbar; es gibt nur wenige wie be-, zer-, ver-, ent-, ge-. Dagegen können unechte Vorsilben auch alleine stehen, weil sie ursprünglich einmal ein eigener Wortstamm waren: zugeben – ich gebe zu. An den Nachsilben kann man die Wortart erkennen und damit auch die Groß- bzw. Kleinschreibung. Typische Nachsilben für Hauptwörter sind zum Beispiel: -heit, -keit, -schaft, -ung, -nis, -sal, -ion, -ation. Typische Nachsilben für Eigenschaftswörter sind u. a. : -haft, -lich, -isch, -bar, -sam, -ig. Wenn mehrere Wörter zusammengesetzt werden sollen, benötigt man an der „Nahtstelle“ of t einen eingesetzten zusätzlichen Laut, um die Aussprache zu erleichtern. Solche Laute nennt man Fugenelemente. Im Deutschen ist dieses Fugenelement meistens ein s. Beispiele: Königskerze, Lebenswandel, Arbeitsamt, Hoheitszeichen. Die Grundlage für die korrekte Kürzung eines Wortes in der Punktschrift bildet die richtige Zerlegung dieses Wortes in seine Wortbildungsbausteine. Diese Arbeit erledigen heute Übersetzungsprogramme; aber auch jeder Brailleanwender muss sie im Geiste durchführen, bevor er einen Satz in Kurzschrift schreibt. Beispiel: Auszeichnungsvorschriften für Lebensmittel Aus- zeichn- ung- s-vor-schrift-en für Leb-en-s-mittel 1s-z34n-u-s-,?-5t-c f lb-c-s-mt